Der Österreichische Familienbund ist mit der vorliegenden qualitativen Untersuchung der Frage nachgegangen, wie partnerschaftliche Erziehung nach der Scheidung respektive der Trennung funktionieren kann. Zu diesem Zweck wurden Intensivinterviews mit 26 Vätern, acht Müttern sowie Personalverantwortlichen von acht Unternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse und die Broschüre dazu präsentierte Familienbundpräsident Mag. Bernhard Baier gemeinsam mit Mag. Angelika Killmann, die zusammen mit Mag. Alexandra Lugert die Untersuchung im Zeitraum September bis Dezember 2019 durchgeführt hat.
Eines hat sich klar gezeigt: Österreichs Männer wollen aktive Väter sein, ihr Kind prägen und dabei unterstützen, gut und behütet aufzuwachsen. Das hat sich auch im Rahmen der österreichweiten quantitativen Studie des Österreichischen Familienbundes (2017) gezeigt, in deren Rahmen 1.721 Männer befragt wurden: 95 % der Männer gaben an, dass es ihnen wichtig ist, sich Zeit für ihr Kind zu nehmen. 71 % haben sogar gemeint, den Beruf in der Zeit nach der Geburt ihres Kindes zurückstellen zu wollen. Betrachtet man die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung, so zeichnet sich ein positives Bild ab: Väterbeteiligung ist ein Thema, das zum Großteil als bedeutend und richtig angesehen wird. Väter wissen um die Wichtigkeit ihrer Rolle und wollen diese auch so gut wie möglich erfüllen. Auch bei Scheidung oder Trennung der Eltern ist es möglich und gewollt, ein aktiver und präsenter Vater zu sein. 23 der befragten Väter meinen, dass partnerschaftlich an allem teilhaben wichtig ist.
Als äußerst wichtig wird von allen Befragten angegeben, bei Trennung oder Scheidung das Wohl des Kindes über persönliche Reibungs- punkte mit dem Ex-Partner/der Ex-Partnerin zu stellen. Hier wird auch die Wichtigkeit von Beratungsmöglichkeiten betont.
Die meisten der befragten Väter stehen einer Karenz sehr positiv gegenüber. 21 der 26 befragten Männer waren zum für Karenz in Frage kommenden Zeitraum noch in aufrechter Beziehung zu der Mutter der Kinder. Davon waren 38 % auch tatsächlich selbst in Karenz und haben diese Zeit als sehr positiv wahrgenommen. Allerdings berichten einige der befragten Männer auch von negativen Faktoren am Arbeitsplatz, die es ihnen damals nicht ermöglicht haben bzw. die auch heute noch hinderlich sind. Auch aus Unternehmersicht wird der Väterbeteiligung ein hoher Stellenwert eingeräumt. So bietet der Großteil der befragten Unternehmen Maßnahmen an, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern ermöglichen bzw. erleichtern. Dazu zählen unter anderem flexible örtliche oder zeitliche Modelle, da der besondere Bedarf hierfür erkannt wurde. Auch in stark männerdominierten Branchen ist es möglich, zu reagieren und auf Bedürfnisse einzugehen. Hier wird empfohlen, proaktiv danach zu fragen, um individuelle Lösungen zu finden. Die befragten Unternehmen orten Optimierungsbedarf hinsichtlich Planbarkeit eventueller Väterkarenzen, der rechtlichen Situation sowie des teilweise noch schlechten, weil oft als unmännlich empfundenen Images.
Nicht Vater oder Mutter entscheiden gesellschaftspolitische Umfeld.
Welchen Handlungsbedarf gibt es daher im gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Rahmen?
- (Überholte) Rollenbilder müssen durch gezielte Kampagnen aufgebrochen und Best Practice-Beispiele anhand von Role Models und Testimonials aufgezeigt werden.
- Eltern sollen ihren Lebenssituationen entsprechend agieren können und hierfür auch entsprechende Varianten an Arbeitsmodellen zur Verfügung gestellt bekommen – ganz besonders die Väter.
- Informationen an Unternehmen über die Vorteile einer aktiven Väterpolitik muss verstärkt werden. Denn: Gute Fachkräfte werden zunehmend dringender benötigt. Wer gute Mitarbeitende gewinnen und halten möchte, muss familienfreundlich agieren, um Zufriedenheit und damit mehr Motivation und Engagement sowie eine gute Bindung an das Unternehmen zu erreichen.
- Väter wollen sich beteiligen – auch nach der Trennung von der Mutter der Kinder! Daher ist es wichtig, dass der gemeinsame Haushalt mit den Kindern nicht mehr Voraussetzung für die Karenz bleibt.
- Die Beratung zum Wohl minderjähriger Kinder im Zuge der verpflichtenden Elternberatung bei einvernehmlicher Scheidung nach § 95 Abs. 1a AußStrG muss auch auf strittige Scheidungsverfahren ausgedehnt und auch bei allen, den zuständigen Behörden bekannt werdenden, negativen Trennungssituationen eingesetzt werden.
- Die Einkommensschere muss konsequent bekämpft und geschlossen werden: Gleiche Entlohnung bei gleicher Leistung und Gleichberechtigung in den arbeitsweltlichen Hierarchien sind wichtig!
Wie Präsident Baier betont, geht es bei der Väterbeteiligung auch ganz wesentlich um das Kindeswohl und das steht in der Arbeit des Österreichischen Familienbundes im Mittelpunkt.